Vita
Romy Campe lives and works in Berlin.
2003 - 2006 studied painting and graphics at the IBKK in Bochum
2006 - 2007 masterclass with Andreas Christ
2008 - diploma in the field of painting and graphics
2006 - today Freelance artist

Member of the BBK - Professional Association of Visual Artists
Member of the Professional Association Free German Artists e.V. (VFDK)

ROMY
Bildgewordene Empathie 
(Text: André Lindhorst)
Die zentrale Rolle im Werk von Romy Campe spielt der Mensch. Die Bildnisse der Künstlerin spiegeln menschliche Wesensmerkmale wider – innere Zustände, Befindlichkeiten und Stimmungen. Das alles verweist – wenngleich die Motive auch Merkmale des Phantastischen und Surrealen aufweisen – auf die frühneuzeitliche Tradition des psychologischen Menschenbildes. So klingen vor manchen Motiven Assoziationen an Maltraditionen (Caravaggio, Franz Hals, Rembrandt) an.
Die Grisaille-Ölmaltechnik der Künstlerin steht ebenfalls im Zusammenhang mit altmeisterlichen Vorgehensweisen. Bis zu vierzig Lasurschichten legt sie im Malprozess übereinander. Dass ROMY in die altmeisterliche Ausdrucksform surreale und phantastische Dimensionen mischt, verleiht ihren Kompositionen jedoch eine besonders eigenwillige und individuelle Note.
Was sie malt sind Vorstellungswelten im Grenzbereich zwischen Wirklichkeit und Traum, wahrhaftem Abbild und skurriler Schöpfung. Ein spezifischer Ausdruck der Augen, sowie die Gebärden und Gesten der Menschen, die sie ins Bild setzt, deuten auf innere Verfasstheiten hin. Solche Motive spiegeln Lebensgefühle und Empfindungen wider – Sehnsüchte, Erwartungen, Hoffnungen oder Zuversicht, aber auch Angst, Wut oder Verzweiflung.
Oft ausgehend vom eigenen Selbstbild durchspielt die Künstlerin ihre Motive. Neben der Darstellung moderner, meist junger Frauen aus dem realen Alltag, bevölkern phantastische Figuren, Misch- oder Fabelwesen oder auch mythologische Geschöpfe ihr Œuvre. Symbiosen und Transformationen sind omnipräsent.
Ein dominanter Aspekt vieler Werke von ROMY ist der oft in gedämpften Farben gehaltene, zumeist tiefdunkle Hintergrund, vor dem ihre Figurationen agieren. Er ist verbunden mit dem Effekt des ‚Sfumato‘ (des Verschwommenen oder Unbestimmten). Dieses Stilisieren oder Ausblenden eines konkret fassbaren Raumes unterstreicht den Eindruck einer Imagination bzw. einer phantastischen Zwischenzone, in der nicht mehr zwischen Realität und Traum und auch nicht mehr zwischen heute, gestern oder morgen unterschieden werden kann.
„Meine Bilder zeigen Visionen der menschlichen Existenz und umfassen Bereiche der Vorstellungskraft, des Begehrens, des Träumens und des Entfliehens aus dem Jetzt“, erläuterte ROMY ihre Werke einmal in einem Interview. Trotz der traumhaften Zweideutigkeit, in die die Künstlerin viele ihrer Motive „einbettet“, wecken ihre Bilder durchaus auch Assoziationen an unsere moderne Gegenwart und an die mit ihr verbundenen verunsichern den Erfahrungen.
So sind Themen wie Melancholie oder auch die Suche nach einer eigenen Identität in den Motiven der Künstlerin ebenso präsent wie das Widerständische. Der Widder wird in ROMYs Bildern zur mythischen Symbolgestalt. Mit seinen gekrümmten Hörnern, seiner Kraft und seinem Mut steht er für das Durchsetzungsvermögen und für den Widerstand gegen alles, was ihn bedrängt.
Einen besonderen Stellenwert nehmen Collagen im Œuvre der Künstlerin ein. Zum einen handelt es sich um Arbeiten, in denen ROMY Malerei mit Fotografie kombiniert. Zum anderen
sind es Motive, die aus der Symbiose von Malerei und Fotografie sowie aus einem experimentellen Arbeitsprozess am Computer (beispielsweise auf der Grundlage fotografischer Selbstbildnisse der Künstlerin) hervorgehen. Die Ergebnisse eines solchen Arbeits prozesses bezeichnet ROMY als „Morphings“.
In diesen Morphings ist nicht nur dem Zufall breiter Raum gegeben, sondern hier geht die Künstlerin – beispielsweise mit der „Zerstörung“ ihres eigen (fotografischen) Selbstbildnisses – auch einen Schritt über sich selbst hinaus. In ihrer Hybridität wirken diese Bilder einerseits rätselhaft oder verstörend, andererseits irritieren sie aber auch die uns ständig umgebenden Motive schöner Posen in der Werbung oder in den Massenmedien, und entlarven diese als Manipulation und Täuschung.
Das Bildnis des Menschen ist mehr denn je fragwürdig und unberechenbar geworden. Dieses Motiv ist ein roter Faden, der sich durch das Werk der Künstlerin ROMY zieht. Denn das Märchenhaft-fantasievolle, das Groteske und Bizarre kontrastiert auf eine hintergründige Weise mit dem Zwielichtigen, Unergründlichen und Unheimlichen. Text: André Lindhorst
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